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Brexomania oder wie man auf der irischen Insel Chaos schafft

Datum: Quelle: BUSMAGAZIN

Zuerst rein in die EU, wenn auch mit einigen Sonderrechten. Euro? No, sorry. Dann raus aus der EU. Ja, aber bitte ohne Trennungsschmerzen. Zoll, Handel, Grenzen? Wird sich zeigen. Deal? Oder doch No Deal? Die Briten haben seit ihrer Abstimmung über die Zugehörigkeit zur Europäischen Union im Juni 2016, als 51, 89 % der Wähler für den Austritt des Vereinigten Königreichs stimmten, es sich und der EU wahrlich nicht leicht gemacht.

Wenn die ausgehandelten Austrittsverträge keine Mehrheit im britischen Parlament finden, droht Ende März 2019 ein ungeordneter Austritt mit zunächst chaotischen Zuständen vor allem auch für den Reise- und Warenverkehr. Das trifft vor allem für Irland zu. Denn plötzlich ist sie dann da: Eine „Harte Grenze“, die Nord-Irland von der Republik Irland als eine EU-Außengrenze trennen wird. Ein Umstand, den eigentlich keiner will, der aber schneller als man denkt Realität werden kann. Und was dann? Auf der irischen Insel ziehen sofort bei den Menschen auf beiden Seiten Schreckensgespenster durch den Kopf: Bewaffnetes Militär an Schlagbäumen, Durchsuchungen, Kontrollen, Sicherheitsüberprüfungen, britische Soldaten hier, irische dort? Zollbeamte hier und dort… Man will sich diese rückwärtsgewandte Spirale nach über 20 Jahren Good Friday Agreement auf der Insel und dem aufeinander zugehen der Iren und Nord-Iren gar nicht vorstellen. Wer mit den Menschen in den Borderlands spricht, hört nichts Gutes: Verunsicherung, Sorgen, ja Angst machen sich breit. Und eine gehörige Portion Unverständnis, weil es für viele Unternehmen entlang der Grenze keine Planungssicherheit mehr gibt.

Bestes Beispiel dafür ist die noch junge irische Fährgesellschaft der Carlingford Ferry Company, 2016 gegründet von einem Kreis engagierter Privatpersonen, die die Verkehrssituation rund um die langgezogene, malerische Carlingford Bucht von Greenore auf irischer und Greencastle auf der nordirischer Seite verbessern wollten. Die jahrelangen Verhandlungen mit den Behörden auf beiden Seiten wurden erfolgreich abgeschlossen und Anwohner wie auch Pendler haben das neue Angebot gut angenommen: Alleine im vergangenen August nutzten 32.500 Passagiere und Fahrzeuge vom Auto über den Bus bis zu Lkw das Fährangebot.

Aber was jetzt? Müssen Fährterminals mit Zollabwicklung gebaut werden, wer kauft die Gelände, wer baut und wer finanziert das alles? Die Business Developement Managerin Bronagh Mackin von Carlingford Ferry sieht schwarz: „Das schlimmste ist die Ungewissheit, keiner weiß genau, worauf man sich vorzubereiten hat. Wie soll man da realistische Businesspläne aufstellen? Und ganz persönlich bedeutet das: Wir werden als Familie nicht mehr so einfach nach Belfast reisen zum Einkaufen. Wer will seinen Kindern schon Soldaten an der Grenze mit Waffen zumuten?“

Nicht anders äußern sich weiter westlich in der Grafschaft Fermanagh der Tourismusverantwortliche. David Morrison, General Manager des Killyhevlin Lakeside Hotel in Enniskillen, warnt: „Wenn es physische Schranken an der Grenze geben wird, dann wird das nicht nur das freie Reisen erschweren. Es wird auch in den Köpfen der potenziellen Besucher die Frage auftauchen: Warum soll ich mir diesen Grenzzirkus antun?“ Und Tanya Cathcart, Marketing Managerin Fermanagh Lakeland Tourismus, betont: „Alle hier im Fermanagh Tourismus sind eigentlich sehr positiv gestimmte Menschen, weil wir ein wunderbares Produkt anbieten können. Aber die Unsicherheit macht es uns schon schwer. Dennoch sollten wir optimistisch bleiben, denn auch aus politischer Sicht gibt es keinen Grund, in alte Muster zurückzufallen. Die ganze Insel muss sich weiterentwickeln.“

Auch die deutsche (Reise-)Wirtschaft muss schnellstmöglich umdenken, denn der Brexit rückt immer näher. „Wenn es keine Einigung zwischen London und Brüssel gibt, drohen bereits am 30. März 2019 über Nacht Zölle und langen Grenzkontrollen“, so die Warnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Einer aktuellen Umfrage zufolge ist der Großteil der deutschen Unternehmen aber noch immer nicht auf ein No-Deal-Szenario vorbereitet. Damit nicht genug. Glaubt man einer PwC-Studie, die fast 2.500 Firmen in 31 europäischen Ländern befragte, gaben 25 % an, dass sie negative Folgen des Brexit befürchten: Noch mehr Bürokratie, noch größerer Fachkräftemangel, geringeres Wirtschaftswachstum. Insgesamt also düstere Aussichten, für Irland/Nord-Irland und die gesamte EU.

 

 

Bild: Schild im irischen County Monaghan

Text und Bildquelle Jörg Berghoff

 



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