Das legendäre Neoplan-Design lässt auch heute noch die Herzen von Bus-Enthusiasten höher schlagen. Kann der neue Tourliner für solche Emotionen sorgen?
Der von uns geprüfte Zweiachser (309 kW/420 PS) liegt mit 275.000 Euro rund 10 % über einem vergleichbar ausgestatteten „alten“ Mercedes-Benz Tourismo, dessen neueste Version ja unlängst in Brüssel vorgestellt wurde. Der Tourliner muss daher gute Argumente mitbringen, um dem Platzhirsch im europäischen Economy-Reisebussegment die Stirn bieten zu können.
Was also kann der Tourliner einem potenziellen Käufer bieten? Zum einen ein geschärftes Design gegenüber dem Vorgänger, der ja vor rund 15 Jahren auf Basis des MAN Lion’s Coach entstand und Ähnlichkeiten nicht verleugnen konnte. Er wirkt nun etwas kantiger, klarer und reiht sich mit den typischen schwungvollen Formelementen an Front und Heck wie etwa der schräg stehende Scheinwerferreihe – allerdings lediglich mit Bi-Xenon-Hauptscheinwerfern – nahtlos in die Neoplan-Reisebusphalanx ein.
Eher beschaulich geht es im Innenraum zu. Viele Ausstattungskomponenten stammen aus türkischer Produktion – am Bosporus wird der Tourliner ja schließlich bereits seit seinem Anbeginn gebaut. Alles macht durchweg einen soliden Eindruck, wenn man von der wartungsanfällig wirkenden Düsenverstellung an den ansonsten schicken neuen Service-Sets absieht. Der Boden ist vom Heck bis zur zweiten Sitzreihe podestlos. Nach vorne fällt er aber leicht ab, so dass in Höhe der ersten Reihe ein ca. 8 cm hoher Absatz entsteht – womöglich eine leichte Stolperfalle.
In der Konfiguration des Testwagens war das Fahrverhalten insgesamt in Ordnung, wenn auch nicht überragend. Auf CDS, also elektronisch gesteuerte Stoßdämpfer wie im Cityliner, muss man im Tourliner jedenfalls verzichten. Gut tun würden dem Fahrzeug sicherlich ein Stabilisator an der Hinterachse ebenso wie das hydraulische PCV-Dämpfungssystem von ZF, das laut MAN zeitnah zur Verfügung stehen soll.
Apropos Hinterachse: Die gibt es nun neben der bisherigen 3,15er-Auführung auch lang übersetzt mit 2,73 wie im Testbus. Einem möglichst optimierten Verbrauch kommt diese Variante sicherlich zugute. Das gilt auch für den GPS-gestützten Tempomaten MAN EfficientCruise mit EfficientRoll, der nun mit an Bord ist.
Hilfreich ist auch das Speed Shifting für die Gänge zehn bis zwölf. Die verbesserte Abstimmung zwischen Motor, Kupplungs- und Getriebesteuerung verkürzt die Zugkraftunterbrechung zwischen den Gängen und reduziert so – besonders am Berg – den Geschwindigkeitsabfall.
Einen detaillierten Eindruck vom Tourliner finden Sie im aktuellen BUSMAGAZIN.
Text und Bild: Claus Bünnagel
