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Telefonica Next: „Wir wissen, welches Verkehrsmittel genutzt wurde“

Datum: Quelle: BUSMAGAZIN

 

Telefonica Next nutzt sogenannte Mobilfunk-Events, um Reise- und Bewegungsströme zu analysieren. Wie das funktioniert und welches Potenzial dahinter steckt, darüber sprach BUSMAGAZIN-Chefredakteur Dirk Sanne mit Alexander Lange, dem Leiter Transport bei Telefonica  Next.

 

 

Busmagazin: Was machen Sie genau bei Telefonica Next?

Alexander Lange: Ich verantworte bei Telefonica Next den Bereich Transport Analytics und arbeite seit vier Jahren am Thema Daten für smarte Mobilität. Also schon vor der Gründung von Telefonica Next als Tochterunternehmen von Telefonica Deutschland. Diese Unternehmensgründung geschah, um neue Wachstumsfelder, z. B. im Mobilitätsektor, schnell und agil bearbeiten zu können. Dabei gehört vor allem die makroskopische Analyse von Reisen und Bewegungsströmen zu meinen Aufgaben.

 

BM: Wie groß ist das Datenvolumen, das Sie bei Ihrer Analyse nutzen können?

Lange: Es gibt in Deutschland rund 100 Mio. SIM-Karten, etwa 45 Mio. davon gehören unseren Telefonica-Deutschland-Kunden. Wir greifen grundsätzlich auf anonyme Mobilfunkdaten aller Kunden zurück, die im Telefonica-Netz unterwegs sind. Das ist ein riesiges Potenzial an Informationen – über 5 Mrd. sogenannter Mobilfunk-Events fallen täglich an.

 

BM: Was ist mit ausländischen Nutzern der Telefonica-Mobilfunkangebote?

Lange: Telefonieren Ausländer mit ihren Geräten in Deutschland über unser Netz, dann fällt das unter Roaming. Dabei bekommen wir über den sogenannten Mobil-Country-Code die Information, aus welchem Land der Netzteilnehmer stammt. Auch diese Informationen fließen in unsere anonymisierten Analysen ein.

 

BM: Wie entstehen die für Sie nutzbaren Daten?

Lange: Die Mobilfunk-Events entstehen in dem Augenblick, wenn die Mobiltelefone mit unseren Mobilfunkzellen, also den Sende- und Empfangsmasten, aktiv kommunizieren. Sprich, unsere Kunden telefonieren, verschicken WhatsApp-Nachrichten oder andere Daten. Dabei können wir nicht auf die Inhalte der Kommunikation zurückgreifen, sondern sehen nur, dass eine SIM-Karte kommuniziert und mit welcher Funkzelle sie das tut. Damit kennen wir die Uhrzeit der Datenübertragung und indirekt die räumliche Entfernung zwischen Handy und Empfangsmast. Zudem braucht das Netz die Identifikationsnummer des Geräts, die aber für unsere Arbeit anonymisiert wird. Das heißt wir erkennen, dass ein Handy Daten austauscht, kennen aber Absender und Inhalte nicht.

 

BM: Wie exakt ist die räumliche Lokation?

Lange: Wir kennen den Versorgungsbereich der jeweiligen Sendemasten und schließen daraus, dass sich Mobilfunknutzer dort im Umkreis aufhalten müssen. In städtischen Zentren liegt der Bereich bei 150-200 m. Auf dem Lande können es durchaus auch 2-3 km sein.

 

BM: Wie bilden Sie Bewegungsströme ab?

Lange: Wir unterscheiden zwischen stationären Events und Bewegungsevents. Bekommen wir wiederholt Signale von einem gleichen Endgerät in einem Versorgungsbereich, dann wissen wir, dass sich eine Person länger dort aufhält. Bewegt sie sich, können wir dies anhand der Datenübertragung digital abbilden und zwar so genau, dass wir wissen, welches Verkehrsmittel genutzt wurde. Bekommen wir z. B. ein Signal vom Flughafen in Hamburg und das nächste vom Airport München, so reiste man auf dem Luftweg. Laufen die Signale parallel zu einer Bahnstrecke, dann ist die Nutzung der Eisenbahn sehr wahrscheinlich.

 

BM: Können Sie noch auf andere Daten der Telefonica-Kunden zurückgreifen?

Lange: Bei unseren 22,3 Mio. Telefónica-Vertragskundenanschlüssen verfügen wir über zusätzliche Informationen aus der Kundenbeziehung. Sie geben z. B. bei Vertragsabschluss Alter und Geschlecht an. Auch den Wohnort kennen wir. All dieses Wissen wird von uns anonymisiert und so zu rein statistischen Attributen umgewandelt, ähnlich wie z. B. bei einer Arbeitslosenstatistik. Die Einzelperson und ihre Privatsphäre bleiben hier absolut geschützt. Aber diese Daten erlauben uns bei der Eventanalyse statistische Angaben zur Altersstruktur und dem Anteil des jeweiligen Geschlechts.

 

BM: Welche Daten geben Sie an Ihre Partner weiter?

Lange: Unseren Kunden bekommen gemäß ihrer Fragestellung Datenanalysen, die Gruppenverhalten beschreiben – Rohdaten geben wir nicht weiter.

Wir anonymisieren alle personenbezogenen Informationen dauerhaft und unumkehrbar. Dieses Anonymisierungsverfahren ist patentiert und mit dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) abgestimmt. Die Behörde prüft auch technische Neuerungen am Verfahren. Zudem hat uns der TÜV Saarland das Siegel „Geprüfter Datenschutz“ verliehen.

 

BM: Wie können Sie Ihr Wissen nun nutzbringend einsetzen?

Lange: Ein Beispiel dafür ist unser Pilotprojekt in Kooperation mit der Chiemsee Alpenland Tourismus GmbH. Für sie haben wir 2018 die Tourismusströme auf der Herreninsel im Chiemsee analysiert.

Die klassische Methode für eine derartige Analyse wäre die aufwändige Zählung oder Befragung der Gäste, z. B. nach ihrer Herkunft. Unser Verfahren ist dagegen viel schneller, exakter und in der Summe kostengünstiger. Zudem speichern wir die anonymisierten Daten bereits seit Ende 2016, können daher auch rückblickend vergleichen. Im Fall des Chiemsees konnten wir so 2017 und 2018 vergleichen.

 

BM: Können Sie auch die Verweildauer bzw. die Urlaubslänge der Gäste ermitteln?

Lange: Wir dürfen die Eventketten nur für 24 Stunden protokollieren – das heißt, wir können keine Aussagen über längere Aufenthaltsdauern treffen. Die Anonymität bleibt auch hier durch einen Mix technisch-organisatorischer Maßnahmen gewahrt, darunter z.B. k-Anonymität und Differential Privacy. Wir wissen zwar, wie viele Menschen am Freitag z. B. aus Norddeutschland an den Chiemsee gereist sind; aber nicht, ob die am Sonntag anwesenden Norddeutschen dieselben sind.

 

BM: Wo sehen Sie andere Anwendungsmöglichkeiten?

Lange: Bei Volksfesten, die sich periodisch wiederholen, können wir Vergleiche über die Jahre generieren. Für Freizeitparks lassen sich besondere Events wie z. B. eine Halloween-Nacht auswerten oder die Karnevalshochburgen und ihr räumliches Einzugsgebiet.

 

BM: Wie kleinräumig können Sie Mobilität und Reiseverhalten darstellen?

Lange: Wir können heute schon gut Bewegungsmuster innerhalb einer Stadt und ihren Vierteln ermitteln. Das wird sich zukünftig noch verfeinern. Noch steht Telefonica Next im touristischen Sektor am wirtschaftlichen Anfang. Aber nach und nach werden wir aus unserer optimierten Kompetenz weitere wirtschaftlich interessante Projekte für uns und unsere potenzielle Partner entwickeln.

 

BM: Herr Lange, wir danken für das Gespräch.

 

Bild: Alexander Lange

Bildquelle: Dirk Sanne

 



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