Wie wird die ÖPNV-Finanzierung in Baden-Württemberg künftig konkret ausgestaltet? Wie sieht dabei die Rolle der privaten Busunternehmen aus? Welche Pläne hat die Regierungskoalition in Berlin in Sachen ÖPNV und könnte sie Hand beim PBefG anlegen? Hat sich dieses PBefG seit 2013 in der Praxis bewährt? Welche Rolle spielt der Stadtbus bei der Mobilität der Zukunft und welche Erfahrungen haben Busunternehmen bereits in der Praxis mit Elektrobussen gemacht? – Antworten auf diese Fragen gab es beim 25. ÖPNV-Kongress des Verbands Baden-Württembergischer Busunternehmer (WBO) am 19. April in Sindelfingen.
Ein Schwerpunkt des Kongresses war die im letzten Jahr umgesetzte ÖPNV-Finanzreform in Baden-Württemberg. Die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen im Land seien für die Unternehmen dadurch nicht einfacher geworden, wie der WBO-Vorsitzende Klaus Sedelmeier den über 250 Teilnehmern des Kongresses in der Stadthalle Sindelfingen berichtete. Die Gewichte im ÖPNV seien zu Gunsten der Aufgabenträger verschoben worden, was in weiten Teilen zum Nachteil der privaten Unternehmen genutzt werde.
Ob das „Bündnis für den Mittelstand“, das vom Landtag initiiert wurde und über das aktuell Gespräche laufen, der Branche wirklich helfen wird, sahen in Sindelfingen viele Unternehmer skeptisch, auch wenn das Landesverkehrsministerium die vom WBO gemachten Vorschläge größtenteils befürwortet habe, wie WBO-Geschäftsführer Witgar Weber berichtete. Auf jeden Fall müsse dieses Bündnis – an den Gesprächen sind zudem die VDV-Landesgruppe Baden-Württemberg sowie die kommunalen Spitzenverbände beteiligt – bald kommen. Es müsse 2018 beschlossen und dann auch gelebt werden, forderte Weber.
In einer Podiumsdiskussion stand die Frage zur Debatte, ob sich das PBefG bisher bewährt habe, was von den vier Teilnehmern der Runde im Grunde bejaht wurde.
Der Nachmittag des Kongresses gehörte dann einem Praxisforum. U. a. berichtete hier Peter Rau, Geschäftsführer Omnibus-Verkehr-Aalen (OVA) über einen ersten Praxistest mit einem Elektrobus vom Typ Sileo S12, der elf Monate in Aalen im Einsatz war. Man habe den Bus auf allen Linien und zu allen Tageszeiten eingesetzt und habe dabei verschiedene Einsatzszenarien getestet, erklärte Rau. Was die Ladetechnologie betrifft, habe man sich für eine Depotladung über Nacht entschieden.
Der effektive Verbrauch des E-Busses habe bei 1,54 kWh/km gelegen (Ladeverluste bereits eingerechnet), erklärte Rau und die größte Tagesstrecke, die man mit dem E-Bus zurücklegte, habe bei 229 km gelegen (ohne Zwischenladung). Mit Zwischenladung fuhr man als größte Tagesstrecke 280 km.
Insgesamt kam der Bus in den elf Monaten auf rund 33.000 zurückgelegten Kilometer. Jedoch sei er aber einmal rund vier Wochen gestanden, da ein Elektromotor defekt war. Probleme bereitete im Winter die Kälte: Bei Frost in einem „richtigen Winter“ sei ein heutiger Batteriebus mit elektrischer Heizung nicht einsatzfähig, schilderte Rau die Erfahrungen in Aalen. Der OVA werde daher auf eine Zusatzheizung mit fossilen Brennstoffen setzen.
Ein wirtschaftlicher Einsatz einer E-Bus-Flotte könne generell in „naher Zukunft möglich“ sein, sagte Rau, wobei er bei der Anschaffung von E-Bussen noch eine lange Zeit staatliche Zuschüsse als nötig betrachtet.
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Diskussionsrunde beim ÖPNV-Kongress: Moderator Michael Brocker, Martin Schäfer (Fachbereichsleiter Personenbeförderungsrecht beim VDV), Christiane Leonard (bdo-Hauptgeschäftsführerin), Professor Matthias Knauff aus Jena und Gerd Hickmann, Abteilungsleiter Öffentlicher Verkehr im Verkehrsministerium Baden-Württemberg (v.l.n.r.)
Text und Bild: Thomas Burgert
