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Bustreff.de - BUSNEWS

„Die Zukunft wird in erster Linie elektrisch sein“

Datum: Quelle: BUSMAGAZIN

MAN-Buschef Rudi Kuchta blickt im Interview ein wenig in die Zukunft und äußert sich über Wasserstoff als Energieträger. Auch sieht er sein Unternehmen mit dem Lion’s City E im Wettbewerb gut aufgestellt.

 

 

Busmagazin: Auf dem UITP Kongress vor kurzem war das Thema Wasserstoff wieder ein großes Thema. Bei MAN auch wieder?

Rudi Kuchta: Wasserstoff als alternativer Energieträger ist sicher ein Thema, mit dem man sich beschäftigen muss, und MAN hat dies auch schon umfassend in der Vergangenheit getan. Aktuell beschäftigen sich die Kollegen in der Vorentwicklung mit dem Thema sowohl für Busse als auch für Lkw.

Allerdings sehen wir die Technologie derzeit noch nicht als reif, um Sie wirtschaftlich sinnvoll auf den Markt zu bringen. Für den Bus ist vor allem das Thema Reichweitenverlängerung attraktiv, aber dagegen stehen derzeit unter anderem Sicherheitsbedenken bei der Stationierung von Tankstellen in den Innenstädten. Zudem sehen wir es nicht als zielführend für den Kunden an, parallele Infrastrukturen für Elektromobilität und Wasserstoff aufzubauen. Da ist eine Erweiterung unseres Portfolios in Richtung Opportunity Charging für die mittlere Zukunft ein mögliche Option. Wir sagen also nicht „Nein“ zu Wasserstoff, die Zukunft der Mobilität sehen wir in vielen Einsatzgebieten aber in erster Linie elektrisch.

 

BM: Ist das eine schrittweise Abkehr von der reinen MAN-Lehre des Depotladens?

Kuchta: Nein das ist es nicht, wir werden aus heutiger Sicht kein reines Opportunity Charging anbieten. Es geht hierbei primär um das zusätzliche Zwischenladen im Depot über den Tag, in Ausnahmefällen eventuell auch auf der Strecke.

 

BM: Wie sieht es mit der Entwicklung von einer Wärmepumpe oder CO2-Klimaanlage für den neuen Lion’s City E aus?

Kuchta: Wir haben die klimaschonende CO2-Klimaanlage auf dem Plan, und auch die Kombination mit einer hocheffizienten Wärmepumpe könnte sinnvoll sein, da haben wir uns aber noch nicht final festgelegt. Das dies technologisch absolut sinnvoll ist, ist aber sicher auch bei uns angekommen.

 

BM: Wie sieht es denn gerade mit der Entwicklungs- und Liefersituation der Batterien für den Lion‘s City E aus? Da gab es ja ein wenig Anlaufschwierigkeiten.

Kuchta: Die Situation hat sich gegenüber 2018 deutlich verbessert, das Batteriethema ist geklärt und wir sind hier mit hohen Energiedichten sehr gut aufgestellt im Wettbewerb, denke ich.

Wir bieten das Fahrzeug daher auch sehr aktiv im Markt an und beteiligen uns auch an vielen großen europaweiten Tendern. Ab Ende 2020 werden dann die ersten Kundenfahrzeuge aus der Serienproduktion in ganz Europa ausgeliefert und dann folgt 2021 der Hochlauf. Außerdem werden wir Mitte 2021 auch mit dem Gelenkzug kommen, sicher ein wichtiger Meilenstein.

 

BM: Wie ist denn die Kundenreaktion auf eure Batterie- und Lieferstrategie? In der Presse ist es um MAN ja noch sehr ruhig in diesem Bezug.

Kuchta: Die Kunden sind ja seit einigen Jahren mit unserer Timeline für die Lieferung des MAN Lion’s City E vertraut. Sicher gibt es einige Kunden, die gerne auch heute schon unseren Elektrobus kaufen würden, das spricht für das Interesse am Markt. Ich denke auch die Publicity wird für uns jetzt immer größer, wenn wir zeitnah die ersten festen Aufträge verkünden können.

Bisher stehen da leider noch andere Wettbewerber im Fokus, das ist sicher richtig. Unsere klare und stringente Batteriestrategie, die hohe Energiedichte mit 480 bzw. 640 kWh installierter Kapazität mit langer Lebensdauer kombiniert, schätzen die Kunden wiederum sehr. Sie empfinden das als eine klare Ansage. Gleichzeitig sagen wir natürlich auch, dass in drei oder vier Jahren eine neue, leistungsstärkere Batteriegeneration kommen wird, die sich in unser Fahrzeugkonzept einfach integrieren lässt. Derzeit können wir zuverlässig die Reichweite von 200 km über die gesamte Lebensdauer der Batterien garantieren.

 

BM: Sind bei den Tendern auch umfassende Generalunternehmerverträge dabei? Würde MAN dies auch in die Hand nehmen - sogar inklusive einer Batteriemiete?

Kuchta: Manche Städte wollen durchaus Komplettangebote haben. Mit unseren Experten von MAN Transport Solutions bieten wir ja auch an, solche Themen zu untersuchen. Sollte es dann zu einem Zuschlag kommen, würden wir uns sicher Partner suchen, um so etwas zu realisieren und das nicht als MAN alleine stemmen. Aber es kommt alles in allem nicht so oft vor, dass eine Stadt ein „Rundum sorglos-Paket“ haben will. Oft will man die Infrastruktur doch lieber selbst in der Hand behalten. Bisher kaufen die Unternehmen noch die Batterien, eine Miete ist eher selten. Am Business Modell der Zukunft arbeiten wir derzeit aktiv, da ist auch eine Batterie-Miete, Leasing oder ein Kilometerpreis auf die Laufzeit durchaus denkbar.

 

BM: Bei den anderen Antriebsarten verkauft Sie dagegen umso besser?

Kuchta: Ja das ist richtig, das Stadtbusgeschäft generell läuft sehr gut. Vor allem unsere neuen, modernen D15-Diesel mit milder Hybridisierung laufen derzeit sehr gut. Kürzlich haben wir 105 Busse nach Barcelona verkauft, davon 30 mit neuester MAN EfficientHybrid-Technologie. Sicher spielt hier die nächsten ein bis drei Jahre ein gewisser Pre-Buy-Effekt eine Rolle, der womöglich vor dem großen Durchbruch der Elektromobilität steht.

Euro 4 und Euro 5-Fahrzeuge will heute kein Unternehmen mehr fahren, da bringt ein Austausch gegen moderne Verbrenner schon viel. Spätestens 2030 werden dann die meisten Unternehmen schon wegen der „Clean Vehicles Directive“ auf Elektro gehen. Viele andere Länder werden auch verstärkt in Erdgas investieren. Bis 2030 erwarten wir bis zu 65 % reine Elektromobilität, große Städte auch bis 100 %. Und eventuell wird das Thema Wasserstoff die Bilanz noch etwas ändern. Natürlich muss man die Marktentwicklung insgesamt realistisch betrachten, die Zahlen werden sich aufgrund vieler Effekte auch wieder etwas normalisieren, aber wir sind sehr zufrieden derzeit.

 

BM: Wie erfolgreich ist der neue Mildhybrid, der bei Ihnen ja auch ein Stopp-Start-System beinhaltet? Wie groß sind die Einsparungen?

Kuchta: Die Einsparungen vom alten Fahrzeug mit großem D20 zum neuen mit kompakteren D15 und EfficientHybrid betragen stolze 16 %, das hat auch mit den deutlichen Gewichtseinsparungen zu tun. Nach unseren ersten Ergebnissen bringt der EfficientHybrid etwa 12 % Kraftstoffeinsparung alleine gegenüber einem vergleichbaren neuen Fahrzeug ohne das System.

Die Take-Rate, also der Anteil an den Verkäufen, hat sich in Westeuropa sehr schnell den 100 % angenähert. Die Kraftstoffersparnis trägt mit anderen Faktoren zu einer Amortisation der Mehrkosten in vier Jahren bei, wie auch VDV-Berechnungen unterstützen. Das schöne dabei ist, dass wir auch den neuen Erdgasmotor mit dem System ausgestattet haben, an dem haben wir richtig Spaß.

 

BM: Wie nehmen die Kunden denn die beiden neuen Reisebusse Man Lion’s Coach und Neoplan Tourliner an?

Kuchta: Beide kommen in den neuen Versionen sehr gut an und verkaufen sich auch prächtig! Der Marktanteil der beiden Marken bei einem insgesamt abgekühlten Reisebusmarkt steigt deutlich, gerade bei MAN, aber auch unsere Premiummarke Neoplan hat sich im Reisebussegment von 4,8 auf 5,1 % verbessert von 2017 auf 2018, das setzt sich 2019 so fort.

Der Skyliner läuft weiterhin sehr gut, wir haben 2018 rund 120 verkauft. Wir haben also wirklich nochmal nachgelegt im Vergleich zum letzten Jahr. Dem Tourliner macht das schwache Geschäft in UK und in der Türkei zu schaffen, das sind jeweils Fokusmärkte für den Wagen. Trotzdem ist der emotionale Gehalt der Marke weiterhin ein echtes Asset auf das wir gerne einzahlen und Innovationen wie zum Beispiel das OptiView-Spiegelersatzsystem zuerst bei Neoplan anbieten, auch wenn sich  die Kunden hier noch etwas konservativ verhalten. Wir investieren auf jeden Fall weiter in die Marke, auch mit neuen Produkten.

 

BM: Herr Kuchta, herzlichen Dank für Ihre Zeit. Das Interview führte unser freier Autor Olaf Forster.

 

Bildquelle: MAN



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