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Roadjet – ein Startup-Unternehmen mit VIP-Fernbuskonzept

Datum: Quelle: BUSMAGAZIN

Der Ehrenhof des neuen Schlosses in der Landeshauptstadt Stuttgart musste es schon sein, um das neue VIP-Fernbuskonzept vom Stapel zu lassen. Und zum Start-Termin in der gleißenden Julisonne waren denn auch hochrangige Gäste zugegen: neben der baden-württembergischen Wirtschaftministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut gaben sich der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Steffen Bilger und der Juniorchef und Europavertriebschef Eduard Pagès Vilà des Busherstellers Ayats aus Katalonien die Ehre. Im August soll es dann schon mit der ersten Linie von Stuttgart nach Berlin mit nur zwei Stopps los gehen, vier weitere, weniger stark befahrene Strecken sollen alsbald hinzu kommen – eine Option von weiteren zehn Bussen liegt bereits im katalonischen Arbucies auf dem Tisch.

Seit der Öffnung des Fernlinienmarktes in Deutschland hat es bisher kaum ein Unternehmen gewagt, sich im Premium-Markt zu versuchen – sieht man von den ansatzweisen Versuchen von ADAC/Postbus mit seinen Scania-Bussen einmal ab, die ja nun auch schnell gescheitert waren. „Wir bieten ein unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis an, das sich an den Preisen der 2. Klasse der Bahn orientiert, aber mit einem Komfort, der sogar deren 1. Klasse deutlich übersteigt,“ sagt einer der beiden Unternehmensgründer, Muhammed Simsek (35), der in seinem jungen Unternehmerleben schon viel reisen durfte.

Die ersten Tickets kosten rund 40 Euro, ein dynamisches Pricing wie beim großen Wettbewerber sei in Vorbereitung. „Das Potenzial von speziellen, hochwertigen Premiumbussen wurde bisher von bestehenden Anbietern am Markt nicht erkannt,“ erläutert der Automobilist, der auch gerne ins Flugzeug steigt und bald auch den Bus-Führerschein machen will. Zusammen mit seinem Kompagnon Mujib Bazhwal (36), der beim sich noch beim Stuttgarter Kolbenbauer Mahle als Startup-Vermittler Mahle betätigt, habe er vor rund fünf Jahren die Idee gehabt, Geschäftsreisen so komfortabel und luxuriös wie möglich zu gestalten. „In Ländern wie der Türkei, Mexico oder Thailand sieht das ja ganz anders aus wie hierzulande.“ Dort gibt es diesen Luxus-Fernlinienmarkt schon seit Jahren, teilweise sogar mit gendergetrennten Toiletten und zusätzlichem Service-Personal an Bord.

Um diesen hohen Level zu erreichen, haben die beiden Gründer nach langer Suche mit Ayats einen traditionsreichen Busbauer gefunden, der seinen Doppeldecker stark modifiziert hat. „Die deutschen Busbauer waren einfach nicht flexibel genug für uns.“ Und sicher auch ein ganzes Stück teurer. „Dabei ist die beste Hardware nur so gut wie die Software, aber auch anders herum,“ münzt Simsek ein Bonmot aus der Apple-Welt um. Und die Hardware kann sich durchaus sehen lassen: der erst in Brüssel 2019 vorgestellte, überarbeitete Doppeldecker „Horizon“ steht hier mit einer Länge von 15 m auf einem Scania-Chassis (Vorderachse mit 8 t!) mit 450 PS Motor in Euro 6d-Qualität. „Wir bauen zwar auch selbst Integralbusse mit Mercedes-Motoren, aber er Kunde wollte diese Konfiguration genauso haben“, sagt Ayats Juniorchef Eduard Pagès Vilà.

Der Clou im Innenraum: Neben der großzügigen Toilette, die außen mit einem roten LED-Streifen anzeigt, ob sie frei ist, gibt es hinter der Vorderachse (bei der vorderen Treppe rechts) einen Wasch- und Umkleideraum, in dem sich der Passagier vor Ankunft noch in Ruhe frischmachen und umziehen kann. Zwei massiver, mannshoher Snackautomat und eine Heißgetränkemaschine ergänzen den Luxus, denn hier wird außer den festangestellten Fahrern kein Servicepersonal an Bord sein. Multimedia wird wie erwarten groß geschrieben, schließlich soll der Doppeldecker auch als rollendes Büro dienen. Dazu haben die beiden Startup-Gründer in ein hochwertiges WLAN mit zwei Hochleistungsroutern sowie ausleihbaren Noise Cancelling-Kopfhörer investiert. Beim Infotainment setzen sie auf ein hybrides System, das sowohl eigene Inhalte auf den individuellen Bildschirmen bietet als auch den Inhalt des eigenen Endgerätes spiegeln kann. So könnte in der Tat die Zukunft solcher Systeme aussehen. Der Bus bietet für die so beschallten Passagiere statt der serienmäßigen bis zu 96 Sitze jetzt nur 44 „thronartige“ (Pressetext) Komfortsessel von Brusa mit Massagefunktion, verstellbaren Kopfstützen mit LED-Lampe und Sitzheizung. „Durch die 2 plus 1 Bestuhlung kann der Kunde sich gezielt einen passendes Platz aussuchen, und wir haben von vorneherein weniger Probleme, den Abstand für die Corona-Vorgaben einzuhalten,“ so Simsek.

Aber das alleine ist noch nicht alles, was die Gründer gegen Corona und andere Viren tun: Sowohl im Waschraum als auch der Toilette geht ein UV-C-Licht den Quälgeistern der Gegenwart ans Leder, und ein neuartiges Ozonierungsgerät von Mahle, das in Pausen von rund einer Stunde einen Eindecker reinigen kann, ist gleich zweifach als mobiles Testgerät an Bord. Als finaler High-Tech-Corona-Buster empfängt am hinteren Einstieg eine Kamera mit Gesichtserkennung der Irizar Tochter Datik den Fahrgast, dessen Temperatur gemessen wird und sein Foto auf das Vorhandensein einer Gesichtsmaske geprüft wird – erst dann gibt es grünes Licht zum Boarden. Allerdings muss man sein Gesicht ganz gezielt hoch zur Kamera wenden – ob das praxisgerecht ist?

So viel Hightech ist nicht billig, auch wenn der Bus nicht aus Deutschland kommen mag. Ein Jahr lang habe die beiden Enthusiasten nach einem geeigneten Lieferanten gesucht. Die eifrigen Startup-Hilfen des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums könnten da womöglich den Ausschlag gegeben haben. Das Startup BW „Pre-Seed“ Programm, das insgesamt 60 Startups mit rund 40 Mio. Euro fördert, wurde erst kürzlich aufgestockt, und aus Corona-Gründen auch verlängert. Nicht umsonst ist „Cleverle“ zuerst eine schwäbische Vokabel.

 

Text: Olaf Forster

 

Bild: Landeswirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Steffen Bilger zwischen den Roadjet-Gründern Muhammed Simsek (l.) und Mujib Bazhwal (r.)

Bildquelle: Olaf Forster



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