Bustreff.de
   Jetzt registrieren Verzeichnis Preise Service Kontakt 19.04.2024
Login
eMail oder ID:

Passwort:

Passwort vergessen?
Noch kein Login?

Startseite
Busvermittlung
Stellenangebote
Bushandel
Ersatzteile
BUSMAGAZIN
groupedia
Katalogreisen
Forum
Leistungen
Service

Bustreff.de - BUSNEWS

Schutzwände: Klarglasschutz für Fahrer und Fahrgast

Datum: Quelle: BUSMAGAZIN

Immer mehr Betreiber von Stadt- und Linienbussen lassen ihre Fahrzeugflotte mit Fahrerschutzsystemen nachrüsten und lösen ihrer bisherigen Corona-Provisorien durch dauerhafte Lösungen ab.

Es ist wenig verwunderlich: Das Geschäft mit Fahrerschutzsystemen boomt als eines der wenigen im Bussegment. Es gilt, damit den Fahrern einen vernünftigen Schutz am Arbeitsplatz vor corona-belasteten Aerosolen zu geben und zugleich den Ticketverkauf und die –kontrolle im Fahrzeug wieder zu reaktivieren.

Die Absperrung des vorderen Busbereichs durch Flatterband, Kunststofffolie und dem dauerhaften Verschließen der Tür 1 war sicherlich die richtige Maßnahme in der ersten Not. Aber eben keine dauerhafte Gesundheitsschutzmaßnahme.

Sie führte zudem dazu, dass immer mehr Passagiere fahrscheinlos über die Tür 2 in den Bus stiegen. Nie war Schwarzfahren einfacher, denn der Busfahrer konnte durch seine Selbstisolierung vor den Fahrgästen nun auch keine Fahrscheinkontrolle mehr durchführen. Die Deckungsbeträge, die die Verkehrsverbünde dieses Jahr erwirtschaften, dürften daher erheblich niedriger ausfallen als sonst. Der Kämmerer wird am Jahresende wesentlich tiefer in den Stadtsäckel oder – mit Glück - in anderes Säckel greifen müssen, als gewohnt.

Die Zustände waren dauerhaft nicht haltbar. Entsprechend schnell traten dann auch erste Zulieferer auf den Plan, die aus unterschiedlichen Materialien Fahrerschutzkabine produzieren und liefern. Dabei müssen die Produkte nicht nur die Gesundheit des Personals sichern helfen und Ticketverkauf sowie Sichtkontrolle ermöglichen, sondern müssen auch von den technischen Überwachungsvereinen geprüft und als einsatzbereit sowie verkehrstauglich erklärt werden. Und das bitte für möglichst alle Bustypen, die im deutschen ÖPNV unterwegs sind.

Seit etwa Juni ist da Wuppertaler Unternehmen Carl Wilhelm Cleff GmbH mit von der Partie. Der Spezialist für Fahrzeugfenster setzt dabei auf eine Trennwand aus Glas. Diese setzt auf der Fahrertür bzw. den schwenkbaren Kassenbereich auf. Individuell gestaltete Ausschnitte im Glas erlauben wieder den Ticketverkauf an Bord. Zum Einsatz kommen auf Wunsch entspiegelte, reflexionsarme Gläser, die dem Chauffeur das Fahren bei ungünstigen Sonnenlichteinfall und bei Nacht erleichtern. Zudem handelt es sich um ein stabiles Sicherheitsglas – entweder Einscheiben- oder Verbundsicherheitsglas. Auch lässt sich der Fahrgastraum wieder durch den Innenrückspiegel überwachen, was bei einer abtrennenden Folienwand nur noch begrenzt möglich war.

Das Driver Protection System (DPS), wie Cleff sein Produkt nennt, wird zurzeit in alle der gut 300 Busse der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) verbaut.

Cleff entwickelte innerhalb weniger Wochen dabei Glaswände für einen repräsentativen Querschnitt von ÖPNV-Fahrzeugen, so dass man nun in der Lage ist, DPS für die gängigsten Modelle zu liefern. Neben Mercedes und MAN gibt’s den Fahrerschutz u. a. für Busse von Berkhoff, Hess, Solaris und VDL.

Selbst in BYD-Busse sollen die Trennwände passen, so hört man. Denn die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra) will ihre kommenden 20 E-Busse von BYD mit dem Cleff-Schutz bestücken lassen. Der erste gelieferte BYD-Bus fährt auf seiner Linie zurzeit noch mit einem Provisorium aus Plexiglas.

Bei einer ersten größeren Präsentation des Fahrerschutzes in diversen Bussen vor Fachpublikum vor kurzem zeigten sich Vertreter aus dem städtischen Umkreis rund um Wuppertal (Solingen, Remscheid, Dortmund) aber auch aus Köln und Berlin am Cleff-Produkt interessiert.

„Wir haben uns intensiv mit dieser Problematik beschäftigt und mit der Idee für das neue Glastrennwandkonzept haben wir schnell und gezielt auf die aktuelle Situation der Verkehrsbetriebe reagiert. Wir gehen davon aus, dass unsere Innovation dauerhaft in den Stadtbussen verbleibt. Sie dient der Gesunderhaltung und Sicherheit der Fahrer, gleichzeitig ist sie eine gute Investition für alle Verkehrsbetriebe, denn der Fahrbetrieb wird damit auch wirtschaftlich wieder normalisiert“, so Geschäftsführer Andreas Klostermeier. Sein Kollege Michael Kemper, verantwortlich für die technische Umsetzung, ergänzt dazu: „Unsere Trennwandsystem ist eine hochwertige, mit Sicherheitsglas ausgeführte Lösung – und sie kann recht einfach in etwa einer Stunde von den Verkehrsbetrieben selbst nachgerüstet werden.“ Alternativ übernehmen eigene Cleff-Montageteams vor den Einbau.

Die Heymann GmbH aus Nastätten setzt bei ihren Personalschutz nicht auf Sicherheitsglas sondern auf Polycarbonat. Dieser transparente Kunststoff ist 30mal fester als normales Glas und lässt sich gegenüber der Alternative Acrylglas leichter biegen und zuschneiden.

Heymann hat bisher 26 Grundmodelle für Busse der Marken Mercedes-Benz, MAN, Setra, Iveco, Solaris und Volvo, aber auch kundenspezifische Sondermodelle entwickelt. Der jeweilige Fahrerschutz entspricht den Vorgaben von TÜV und Dekra sowie den aktuellen Förderrichtlinien der einzelnen Bundesländer. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen mittlerweile mehrere Tausend Busse deutschlandweit ausgerüstet.

Heymann liefert seine Fahrerschutzscheiben als komplette Bausätze mit Montageanleitung an seine Kunden innerhalb von wenigen Tagen nach der Bestellung aus. Der Bausatz lässt sich, laut Hersteller, von zwei Personen in wenigen Stunden montieren. Auf Wunsch bieten die Heymann-Fachleute auch Einweisungen und Mustereinbauten vor Ort an.

101 eigene Busse rollen bei der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG), 194 weitere im Auftrag der Verkehrsgesellschaft – alle mittlerweile mit einer Fahrerschutzkabine. Jetzt geht die REVG einen Schritt weiter und rüstet drei Busse testweise mit Infektionsschutzscheiben im Fahrgastraum aus. Dabei montiert das Partnerunternehmen HJS viereckige mit Sicherheitsglas bestückte Rahmen auf die Haltestangen vor bzw. hinter die Sitze und verschließt verbleibende Freiräume mit einer stabilen Kunststofffolie. So sind alle Sitzbänke voneinander isoliert - mit Ausnahme der Vis-a-Vis-Sitze. Zusätzlich kann auch zwischen den Sitzbänken auf Kopfhöhe eine „Haifischflosse“ aus Kunststoff montiert werden. Damit wären dann auch die Sitznachbarn vor einander (bedingt) geschützt. Diese Schutzflossen haben die kürzlich der Öffentlichkeit vorgestellten REVG-Testbusse (noch) nicht. Im Anschluss der zurzeit laufenden Testfahrten will die REVG eine Fahrgastbefragung durchführen. Stoßen die Infektionsschutzscheiben auf Akzeptanz, so wird das Unternehmen alle seine Busse damit ausrüsten.

Der Hintergrund dieser Maßnahme ist: Der REVG brachen, wie wohl vielen Verkehrsunternehmen, aufgrund von Corona die Fahrgastzahlen weg und man rechnet aktuell durch die nicht verkauften Tickets für 2020 mit Mindereinnahmen von 1,3 Mio. Euro. Durch die Scheiben im Fahrgastraum will man nun zusätzliche Sicherheit vor einer Infektion im Bus schaffen bzw. die Gefahren einer Ansteckung minimieren. So hofft man, u. a. über diesen Weg abgesprungene Fahrgäste wiederzugewinnen.

HJS gibt für den Einbau der einzelnen Glaselemente ca. 20 Min./Element an. 10 der Scheiben werden für einen 12-m-Wagen benötigt, 15 sind es bei einem Gelenkbus. Das Mehrgewicht pro Bus liegt bei 100-110 kg. Etwa 5.000 Euro kostet die Ausrüstung eines 12-m-Busse; bei einem 18-m-Gelenkbus liegen sie, laut HJS, bei ca. 7.500 Euro.

 

Text: Dirk Sanne

Bildquelle: Daimler



[shariff]


Datenschutz Presse Mediadaten Kontakt AGB Impressum (c) 2003-2024 Bustreff.de - All rights reserved