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Autonom schon wieder out?

Datum: Quelle: BUSMAGAZIN

Seit Jahren redet die Industrie von autonomen Fahrzeugen und Bussen, die bald unsere Straßen bevölkern werden – auch wenn die niedlichen Demobusse eher SUV-Größe besitzen. Eine neuerliche Tagung des VDV Landesgruppe Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen macht jedoch ziemlich deutlich, in welche Richtung die Entwicklung eher gehen wird.

So mancher technologischer Hype verläuft in zeitlichen Wellen des Auf und Abs – und das über viele Jahre hinweg. Das konnte man beim Thema Elektromobilität ebenso verfolgen wie bei Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen als Energiequelle. Seit ein paar Jahren hat sich das autonome Fahren dazugesellt und erfreut uns allenthalben mit Neuigkeiten, Versprechungen oder auch Enttäuschungen. Seinen vorläufigen Höhepunkt fand das Thema im Busbereich 2016 mit einer fulminanten Vorführung des Mercedes Future Bus in Amsterdam – auch wenn er mehr Marketing war als echtes Entwicklungsprojekt. Volvo versuchte sich ebenfalls am Thema und zeigte 2018 in Göteborg einen 12-m-Bus, mit Technik vollgestopft, der allerdings unversehens in Richtung Journalisten losdampfen wollte statt automatisch aus der Haltestelle anzufahren. Und gerade bei Daimler Buses ist es ums Thema wieder sehr still geworden. Die Kooperation mit Torq Robotics bezieht sich ausschließlich auf Lkw, auch wenn das US-Unternehmen ebenfalls einen kleinen People Mover im Programm hat.
Der Landesverband des VDV hatte trotzdem zu einer Corona-konformen Konferenz nach Ludwigshafen eingeladen um sich dem Thema zu widmen. Steffen Birger, Staatssekretär aus dem Bundesverkehrsministerium, räumte in seinen Grußworten ein, dass Deutschland vielleicht nicht so schnell sei wie andere Länder, aber man die EU-Ratspräsidentschaft dazu nutzen wolle, um die internationale Gremienarbeit zum Thema zu intensivieren. Zudem habe der neue KBA-Chef Richard Damm gerade den Vorsitz der des internationalen Expertengremiums für automatisiertes und vernetztes Fahren der UN-Wirtschaftskommission für Europa in Genf übernommen. Bilger sieht vor allem die Vorteile des autonomen Fahrens auf der letzten Meile für eine alternde Gesellschaft als vorteilhaft an, Corona wirke dabei durchaus als Beschleuniger der Digitalisierung. Daniela Schmitt, Staatssekretärin in rheinlandpfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau sieht wiederum „perspektivisch mehr Sicherheit bei geringeren Kosten im Straßenverkehr“. Gerade in einem Bundesland mit mehr als einer Mio. Bürgern, die in Kommunen mit weniger als 2.000 Bewohnern leben, seien „passgenaue Lösungen nötig, um die Attraktivität des ÖPNV zu steigern.“ Dabei seien oft Mittelständler rühriger als Großkonzerne, so die Politikerin, es sei „schwer, eine hochwertige Erschließung darzustellen.“ Noch dazu wirke der zunehmende Fahrermangel hier als Faktor.

Als solches Projekt lobt die Staatssekretärin das in die zweite Runde gehende Projekt EMMA, das in Mainz Ende des Jahres startet und vor dem Pfalzbau in Ludwigshafen seine einsamen Runden dreht. Dabei könnte Corona auch hier als Bremser wirken, das neue Modell von Easymile EZ10 Gen 3, das normalerweise mit sechs Insassen unterwegs ist, kann derzeit ohne weitere Corona-Schutzmaßnahmen nur drei Fahrgäste befördern. Die sollen auf dem Gelände der Mainzer Uniklinik auf einem ein Kilometer langen Rundkurs im zehn-Minutentakt mit typischen 18 km/h geshuttelt werden. Projektleiterin Anne Wincheringer freut sich trotzdem auf die Weiterführung des Prestigeprojektes in der Landeshauptstadt.

Das erste Projekt in Mainz wurde mit einem Navya People Mover von Stefan Häfner von der R+V Versicherung in Wiesbaden durchgeführt. Der junge Startup-Forscher darf sich in einer Zukunftsabteilung seit einigen Jahren mit seinem jugendlichen Team austoben. Sein Fazit nach Ende der Vermietungen der beiden Busse: „Der Mount Everest der Mobilität – das autonome Fahren – ist aus unserer Sicht noch weit weg.“ Nach den ersten Projekten in Frankfurt, Marburg, Mainz und Wiesbaden sei sein Team komplett überrannt worden. „Ich kann aber nur jedes Unternehmen davor warnen, solche Projekte nur als Marketingmaßnahme zu starten, das wird sehr teuer und sehr aufwendig.“ Seine Abteilung richtet den Fokus nunmehr auf Private Equity und Unternehmensstrategie.

Eher zurückhaltend präsentiert sich auch VDL aus den Niederlanden, eher ein seltener Player beim Thema Autonomer Bus. Ein mit Lidar-Sensoren aufgerüsteter MidCity Kleinbus dreht im Stadtverkehr seine Runden – allerdings mit Fahrer. Die sensierten Lidar-Signale kann der Passagier lediglich auf einem Monitor sehen, der sie dann über eine reale Google Karte legt. Das klappt aber nur bei Mobilfunklabdeckung und ist für den Experten eher unspannend. Im Werk in Valkenswaard ist man einen Schritt weiter: hier fährt der Bus auf dem Werksgelände tatsächlich autonom.

Deutlich erkennbar ist hier in Ludwigshafen der neue Fokus beim Thema Autonom: die Logistik. So stellte Mercedes-Benz in Person des LAB 1886 Managers Philipp Dreyer einen leichten Truck vor, der mit seiner Technik noch in diesem Jahr in einen ersten Pilottest gehen soll, zum Thema Bus wollte er dagegen nichts sagen, der urbane Verkehr zeichne sich durch den „höchsten Komplexitätslevel aus“. Da arbeite man seit 2017 lieber daran, auf eingegrenztem Gelände in Richtung „SAE Level 4“ zu arbeiten, also autonom mit Überwachung durch einen Menschen. Auch die HHLA zeigt ein interessantes Logistikprojekt mit einem Drohnenleitstand in Aktion. Und wer autonomes Fahren in voller Ausprägung erleben will, der besichtigt am besten das BASF Werk um die Ecke, wo acht „AGV“ genannte Transporter von VDL bis zu 78 Tonnen fahrerlos über das riesige Werksgelände bugsieren. Das üben die Holländer schon seit 2010 in Rotterdam. Die autonome Zukunft hat also bereits begonnen.

 

Bild: EMMA dreht als Shuttle auf dem Gelände der Mainzer Uniklinik auf einem 1 km langen Rundkurs im zehn-Minutentakt mit 18 km/h seine Runden.

Bildquelle: Olaf Forster

Text: Olaf Forster



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